Seit wenigen Monaten gibt es in Österreich strengere Regelungen, wenn Sie einen Immobilienkredit aufnehmen möchten. So existieren zum Beispiel höhere Anforderungen an das Eigenkapital. Die Folge ist, dass eine wachsende Anzahl von Österreichern sich nach deutschen Banken umsieht, um einen Kredit zu erhalten. Worauf Sie dabei achten sollten und welche Vor- sowie Nachteile der Immobilienkredit aus Deutschland hat, möchten wir im Beitrag näher beleuchten.
Regelungen für Immobilienkredite in Österreich verschärft
Es ist erst einige Monate her, seitdem die Regelungen bei der Vergabe von Immobilienkrediten in Österreich erheblich verschärft worden sind. Wer nun Wohneigentum finanzieren möchte, muss finanziell sehr gut dastehen. Das lässt sich insbesondere an den folgenden Vorgaben festmachen:
- Immobiliendarlehen darf eine Laufzeit von höchstens 35 Jahren haben
- Eigenkapitalquote muss mindestens 20 Prozent betragen
- Rate für den Kredit darf höchstens 40 Prozent des Haushaltseinkommens ausmachen
Diese verschärften Regelungen haben bereits jetzt dazu geführt, dass sich Österreicher verstärkt auch bei deutschen Banken nach einer Immobilienfinanzierung umsehen.
Worauf sollten Österreicher bei der Kreditsuche in Deutschland achten?
Grundsätzlich funktioniert die Vergabe von Krediten im Bereich Immobiliendarlehen in Österreich nicht wesentlich anders, als es auch bei deutschen Kreditinstituten der Fall ist. So machen die Banken die Entscheidung für oder gegen das Immobiliendarlehen sowohl in Österreich als auch in Deutschland insbesondere von den folgenden Faktoren abhängig:
- Regelmäßiges Einkommen vorhanden
- Sicherheiten können gestellt werden (Grundschuld)
- Ausreichende Bonität des Kunden
Einen Unterschied gibt es lediglich im Hinblick auf die Schufa. Diese wird in Österreich nicht genutzt, deutsche Kreditinstitute legen jedoch – zumindest bei deutschen Kreditnehmern – großen Wert auf das Einholen einer Schufa-Auskunft. Stammt nun der Kreditsuchende aus Österreich, wird stattdessen häufig eine Bankauskunft von dessen Hausbank eingefordert. Diese ersetzt in gewissem Rahmen die Schufa-Auskunft, die sich deutsche Kreditinstitute von deutschen Kreditsuchenden einholen.
Ebenfalls sollten Sie beachten, dass keineswegs alle deutschen Banken automatisch dazu bereit sind, Kreditsuchenden aus dem Ausland ein Darlehen zu geben. Das gilt ganz besonders für Immobilienkredite, denn manche Kreditgeber möchten sich tatsächlich das Objekt persönlich ansehen. Auslandsreisen sind in dem Zusammenhang jedoch selten geplant, sodass einige Banken in Deutschland sich festgelegt haben, Immobilienkredite nur für Objekte im Inland (Deutschland) zu vergeben.
Auf der anderen Seite existieren allerdings noch genügend Kreditgeber aus Deutschland, die auch Auslandsimmobilien – zum Beispiel in Österreich – finanzieren.
Welche Vorteile hat die Finanzierung für Österreicher in Deutschland?
Wenn Sie als Österreicher Ihre Immobile bei einer deutschen Bank finanzieren möchten, hat das sowohl Vor- als auch Nachteile. Die größten Vorzüge im Überblick sind:
- Keine Sprachbarriere vorhanden
- Günstigere Rahmenbedingungen (im Hinblick auf das Haushaltseinkommen)
- Sehr ähnliches Rechtssystem
- Keine Währungsdifferenzen
- Häufiger ein Ansprechpartner in Österreich
Vorteilhaft ist insbesondere im Vergleich mit anderen Auslandsfinanzierungen für Österreicher, dass es natürlich in Deutschland keine Sprachprobleme gibt. Das gilt ebenfalls für nicht vorhandene Währungsdifferenzen, denn sowohl in Österreich als auch in Deutschland werden Immobiliendarlehen natürlich in Euro ausgezahlt und wieder zurückgezahlt.
Ferner findet im Rahmen der Baufinanzierung das deutsche Recht seine Geltung, welches dem österreichischen in vielen Punkten sehr ähnlich ist. Manchmal steht bei einer österreichischen Bank sogar ein Ansprechpartner zur Verfügung, selbst wenn Sie die Finanzierung in Deutschland vornehmen, beispielsweise aufgrund einer Kooperation.
Welche Nachteile hat die Finanzierung österreichischen Immobilien in Deutschland?
Wenn sich Österreicher für eine Immobilienfinanzierung durch eine deutsche Bank entscheiden, hat das allerdings nicht ausschließlich Vorteile. Mögliche Nachteile sind im Wesentlichen:
- Kredite meistens nicht günstiger als in Österreich, manchmal teurer
- Eingeschränktes Angebot an Banken
- Kein persönlicher Kontakt in einer Geschäftsstelle während der Finanzierung
Momentan stellt sich die Zinssituation so dar, dass Immobilienkredite von deutschen Banken nicht günstiger als die der österreichischen Kreditinstitute sind, manche Angebote beinhalten sogar einen höheren Zins. Darüber hinaus ist das Angebot an Banken eingeschränkt, weil nicht alle Kreditinstitute bereit sind, eine Immobilie im Ausland zu finanzieren.
Manche Kreditinstitute geben sogar vor, dass dies nur möglich ist, wenn als Gegenwert eine schuldenfreie Immobilie oder ein Grundstück nachgewiesen werden können. Zudem ist es normalerweise nicht praktikabel, dass Sie bei Fragen während der Finanzierung Ihren Berater persönlich in der Geschäftsstelle aufsuchen, weil sich dieser eben in Deutschland und nicht in Österreich befindet.
Fazit zur Aufnahme eines Immobiliendarlehens in Deutschland
Im Saldo überwiegen momentan für die meisten Kreditsuchenden aus Österreich die Vorteile einer Finanzierung in Deutschland gegenüber den Nachteilen. Es geht insbesondere darum, überhaupt einen Immobilienkredit unter akzeptablen Bedingungen zu erhalten, die auch österreichische Kreditsuchende erfüllen können.
Das betrifft insbesondere die Eigenkapitalquote und auch, welchen Anteil die Rate im Hinblick auf das Haushaltseinkommen haben darf. In Deutschland ist es nämlich nach wie vor üblich, dass die sogenannten Schuldendienstquote bis zu 60 Prozent des Einkommens betragen darf, während es seit kurzer Zeit in Österreich eben nur noch 40 Prozent sind. Zudem vergeben manche Banken in Deutschland auch bei einer Eigenkapitalquote von nur 10 Prozent einen Kredit, stellen manchmal sogar eine Vollfinanzierung (ohne Eigenmittel) zur Verfügung.
